Südliche Karibik

18.04.2024 Die USA habe ich heute um 14 Uhr verlassen. Ich werde die USA auf jeden Fall wieder besuchen, entweder mit einem anderen Schiff, oder mit dem Flugzeug.
Nun geht es erstmal Richtung südliche Karibik: Ziel ist zunächst Martinique, denn dort wartet schon die neue Ankerwinsch auf mich. Die Muringboje ist bereits reserviert.
Der Kurs lautet: Mit dem Golfstrom fahren und bei Eldorado Shoal Richtung Nassau. Das ist zwar ein Umweg von 100 sm, dafür fahre ich in 5 Tagen mit halben Wind Richtung Britische Jungfern Inseln. Die Vorbeifahrt an Kubas Küste wäre zwar 100 sm kürzer, hätte dafür in 3 Tagen einen Wind von 5 bft von vorne. Den Kurs hart am Wind kann die Sealady nur mit Unterstützung der Schiffsschraube fahren.

19.04.24 – 21.04.2024 Der Wind hat sich ab Florida immer der Vorausrichtung des Schiffes angepasst. Erst seit heute Morgen ist ein Segeln mit Kurs halber Wind für 5 Stunden möglich. Ich bin zufrieden: der Wind weht konstant mit 3-4 bft., die Temperaturen sind traumhaft und es gibt keinen Niederschlag. Lt. der Vorhersage, wird das Wetter noch eine Woche so stabil bleiben. Momentan geht die Fahrt vorbei an Nassau, Alice Town und heute Abend Freetown. Es ist schon merkwürdig, kein Segelschiff und kein Motorboot sind zu sehen, weder visuell noch auf AIS.

22.04.2024 Cat Island liegt Backbords und es ist kaum zu glauben, es kommt ein Segler entgegen. Der Wind weht schwach mit 2-3 bft aus Süd. In den nächsten 24 Stunden dreht der Wind um 270° über W, N und Ost. Dabei erhöht sich die Windstärke auf 5 bft., in Böen auf 6 bft. Wind aus O heißt, der Kurs wird lraumschots gefahren, optimal um zügig und sicher voran zukommen.

23.04.2024 Der versprochene Wind ist endlich angekommen: 14 kn aus Ost, in Böen bis zu 18 kn, auch in der Nacht. Kurs halber Wind, hier macht die Sealady gute 5 kn. In der Nacht sind die Genua und das Groß zu 75% geöffnet, sicherheitshalber. Morgen Abend werden die Turks- und Caicosinseln erreicht. Ab dann heißt es Höhe laufen. Ziel ist es die Insel Puerto Rico nach Möglichkeit auf Steuerbordseite zu passieren. Dann wäre der Kurs für die letzten 300 sm auf jeden Fall halber Wind.

24.04.2024 Die Windrichtung hat sich heute geändert auf ONO, und wird sich in den nächsten Tagen auch nicht ändern. Der Kurs heißt für die nächsten 300 sm: Amwindkurs.
Mit einsetzender Dunkelheit hörte ich ein Geräusch, dass ich zunächst nicht zuordnen konnte. Ein paar Minuten später sah ich das Elend. Die Halterung der Rettunginsel ist auseinander gebrochen. Zum Glück ist die Rettungsinsel nicht über Bord gegangen. Mit ein paar Leinen hab ich sie zunächst gesichert. Endgültige Maßnahmen kann ich erst im nächsten Hafen vornehmen.

Bis zum nächsten Hafen muss das so halten

25.04.2024 Die Seenotrettungsinsel, bzw. dessen Halterung, muss repariert werden, denn diese ist das wichtigste Rettungsmittel an Bord und sollte auch funktional sein. Der Plan war, den nächsten Hafen in der Dominikanischen Republik (Puerto Plata die Marina Ocean World) anzusteuern, liegt ja auch auf dem Weg nach Martinique. Die Windrichtung ist äußerst suboptimal, bzw. ein Ansteuern ist beim Amwindkurs sehr schwierig. Deshalb habe ich entschieden, das Schiff zu wenden und in den nächsten Hafen von Turks- und Caicosinseln anzulegen. Das bedeutet 50 sm zurück zu segeln: Safety First.

26.04.2024 Ankunft in der Inselgruppe Turk und Caicosinseln um 12:30. Im Ankerfeld „Sapodilla Bay“ lagen nur 4 Schiffe vor Anker, es war also genügend Platz für die Sealady vorhanden. Die Rettung der Rettungsinsel konnte beginnen. Diese hing buchstäblich am seidenen Faden. Jetzt hängt sie innerhalb der Reling und kann nicht mehr nach außen ins Wasser fallen, nur dann wenn es gewünscht ist. Auf Grund der Wetterlage, werde ich hier ein paar Tage liegen bleiben müssen. Der Wind nimmt zu und die Windrichtung wird sich auf Ost einpendeln, so dass eine Rückfahrt Richtung Martinique derzeit nicht möglich ist. Heute Nacht sind ab 23 Uhr bis zu 7 bft. vorhergesagt. Da haben der Anker und 70 m Kette einiges zu tun. Für die nächsten 3-4 Tage sind durchgehend 5-6 bft. aus Ost vorher gesagt.

In der Mitte ist der derzeit verwendete (in Lila) Schwojenkreis.
Recht oben an der Spitze liegt der Anker auf Grund.

27.04.2024 Der Anker und die Kette haben das Schiff gehalten. Die Wettervorhersagen, egal welche, sind sehr flexibel hinsichtlich Windstärke. Wurden vor einer Stunde noch 30 kn Wind für diese Nacht gemeldet, so sind es jetzt nur noch 17 kn. Meiner Erfahrung nach können 5 kn für die Nacht hinzugefügt werden, macht also 22 kn. Normalerweise läßt sich die Windgeschwindigkeit aus dem Abstand der Isobaren ableiten. Demnach wären nur max. 5 bft. möglich, es sind aber 6 bft. Nur die angegebene Windrichtung stimmt, leider.

Da ist sie wieder, fast am alten Platz.

30.04.2024 Gestern Morgen hatte ich entschieden, den Hafen South Side Marina anzulaufen. Um zu proviantieren ist es gesetzlich vorgeschrieben, vorher einzuklarieren. Bei Nichteinhaltung sind die Strafen empfindlich. Den Hafen kann die Sealady nur 2 mal am Tag mit der höchsten Tide anlaufen. Die Einfahrt zum Hafen führt durch einen Kanal mit einer Länge 200m, dieser hat eine Kartentiefe von 1,60m. Der Tiefgang der Sealady liegt bei 1,65m. Die Tiede bringt hat eine Höhe von 0,35m. Demnach müssten ca. 2,00 auf dem Tiefenmesser bei der Einfahrt stehen. Zur besseren Orientierung waren Fahrwassertonnen, Steuerbord rot und Backbord grün, im Fahrwasser verankert. Der Tiefenmesser zeigt dann 1,80m, 1,70m, 1,60m, 1,50m. Hier spürte ich schon Wiederstand. Bei 1,40m half nur noch Vollgas, andernfalls wäre das Schiff im Sand steckengeblieben. Zentimeter um Zentimeter ging es voran. Nach 5 Minuten schwitzen lag die Untiefe hinter mir. Was war passiert? Die Fahrwassertonnen waren falsch platziert, die grünen Tonne stehen auf einer Sandbank. Bei der Anfahrt kam mir die Sonne entgegen, deshalb war die Untiefe auch nicht zu erkennen.
Der Hafen ist sehr klein, bis zu 20 Schiffe können hier anlegen. Zu dem Anwesen gehört auch eine Hafenbar, die vom Eigentümer betrieben wird. Dieser fuhr in den 80-gern mit seinem Motorboot an diese Stelle, kaufte das Grundstück und baggerte den Hafen aus.
Der letzte Hurrikan wehte hier vor 2 Jahren mit einer Geschwindigkeit von 150 Meilen/Stunde über den Hafen hinweg. Es blieb nicht viel von den Gebäuden übrig. Zum Glück gibt es eine Hurrikan-Versicherung, die diese Schäden übernimmt.

Im Hafen bei der Ankunft

02.05.2024 Abgelegt um 14:30 mit der höchsten Tide. Die Wettervorhersage sagt einen Wind von bis zu 3 bft, ggf. 4 bft, voraus. Eine Änderung der Windrichtung wäre zwischendurch auf Nord möglich. D. h. Die nächsten 2-3 Tage wird mit Maschine gefahren und die Fahrt wird mit dem Groß unterstützt.

Tschö South Side Marina

Heute schien keine Sonne, dafür war es regnen. Und in der Nacht zuvor fiel das Wasser eimerweise vom Himmel. Es ist jetzt 19 Uhr, die Temperatur liegt nur noch bei 27 Grad, und die Luftfeuchte beträgt 84 %. Mit Einsetzen der Dunkelheit sinkt die Temperatur um weitere 2 Grad. Dadurch wird die Sättigung der relativen Luftfeuchte erreicht und der bis dahin nicht sichtbare Wasserdampf kondensiert in Form von Wolken. So schnell wie sie Abends entstehen, verschwinden sie auch morgens mit Einsetzen der ersten Sonnenstrahlen.
Auf dem nachstehen Bild sind folgenden Wolken zu erkennen: Stratus (das sind die tiefen Wolken), Stratocumulus (ähnlich wie Stratus, nur nicht so dicht), Nimbostratus (dunkle Regenwolken, höher und größer als Stratus), Cirrus (hohe Wolken aus Eis)

Wolken über der Karibik

03.05.24 – 05.05.2024 In den letzten drei Tagen wechseln sich Sonne, Regen und Gewitter ab. Seit der letzten Nacht weiß ich was ein tropischer Regen ist: stundenlanger heftigster Niederschlag. So sauber war das Schiff noch nie geregnet worden. Mit der Vorbeifahrt an der Dominikanischen Republik verändert sich das Wetter. Der Starkwind lässt nach, die Luftfeuchtigkeit steigt und es wird wärmer.

06.05.2024 Am Morgen um 9 Uhr verringerte sich die Geschwindigkeit auf 1 kn. Imwindkurs, Strömung die setzt, und jetzt auch noch Dünung vom mexikanischen Golf. Mehr Zeichen kann es nicht geben den Kurs zu verändern, also habe ich das Schiff um 180° gewendet. Neues Ziel ist die Marina Puerto Bahia in der Dominikanischen Republik, Fahrzeit ca. 9 Stunden. Und endlich habe ich Raumwindkurs mit einem Wind von ca. 21 kn, vorhergesagt waren nur 10 kn -12 kn. Wegen dem starken Wellengang habe ich die Genua nicht gesetzt, nur mit dem Groß fuhr die Sealady bis zu 7 kn.
Um 18:45 kam ich vor dem Hafen an. Es fing an zu regnen, natürlich wie an den Tagen zuvor mit Blitz und Donner. Zum Glück blieb der Wind aus. Ein Dingy kam mit vor der Hafeneinfahrt entgegen und brachte einen Lotsen an Bord. Es war schon ziemlich dunkel, deshalb verfehlte ich die Box um einen Platz. Wir verständigen uns darauf, die Korrektur am nächsten Morgen vorzunehmen.

07.05.2024 Am nächsten Morgen wurde ich um 09 Uhr von der Immigration gebeten, vor dem Boxenwechsel die nötigen Formalitäten zu erledigen. Immigration, Custom und Marina haben Ihre Büros im EG des Hotels. Auf der ganzen Reise war es noch nie so einfach, so schnell und auch so günstig dem Amtsschimmel gerecht zu werden. Auch die Anmeldung bei der Marina war sehr einfach. Alles zusammen nahm ungefähr 30 Minuten in Anspruch. Die Verlegung der Sealady verlief recht zügig. Ein Marinero kam mit an Bord, die anderen 4 kümmerten sich um die Leinen am Steg beim ab- und anlegen.

Zur Miete der Box gehört auch die Nutzung des Pools und des Spa-Bereichs im 5-Sterne-Hotel am Steg, sowie der vergünstigte Frühstücksservice. „Heute gibt es kein Frühstück“ , war die Antwort auf meine Frage im Hotel. Ok, dann morgen. Also auf auf zum Mini-Supermarkt, der gleich um die Ecke. Kein Brot, keine Brötchen, kein Toast, es gab hier nichts, was nach meinem westlichen Verständnis zum Frühstück gehören könnte. Zum Glück hatte ich noch Aufbackbrötchen vom EDEKA an Bord. Ich habe keine Ahnung was auf der Verpackung als Haltbarkeitsdatum angegeben ist. In solchen Dingen werden die Dinge visuell und anschließend geschmacklich entschieden. Hier gibt es keinen Supermarkt, oder ähnliches, der nächste ist ca. 50 km entfernt. Wie die Hotels hier den Gästen des westlichen Standards gerecht werden, ist mir ein Rätsel.
Für kommenden Donnerstag habe ich einen Flug nach Köln gebucht. Dann sehe ich endlich meine Frau wieder. Nach dem Rückflug in die DomRep habe ich geplant und wenn das Wetter es erlaubt, den Atlantik mit Richtung Europa zu überqueren. Erst Richtung Bermudadreieck (800 sm), von dort aus Richtung Azoren (2000 sm) und von dort aus Richtung NL durch den Englichen Kanal (1800 sm). Geplant sind für die Überfahrt ca. 3 Monate.

Obst- und Gemüsetheke im Mini-Supermarkt
Frischetheke im Mini-Supermarkt
Hier ist mal ein Naturstrand. Das kleine Schild im Hintergrund: nächstes Bild
Warum die Treppe?
Pool zur Benutzung in der 1. Etage mit Blick auf den Hafen

DateZeitWind SehPaMgkSegelFdwsmNordWest
18.0414:00O,43017120G M4,5
19.0409:30NO,33018060G M5,3
20.0418:00O,32017110G M4,4
21.0410:00SO,3201775G M4,5 (9468) 10425° 11.927076° 45.325
22.0407:00S, 3 2014145G M4,0(9572) 10524° 24.155 075° 51.223
23.0411:00O,21017153G M5,1(9677) 10823° 04.958074° 07.749
24.0420:00ONO43016151G F3,5(9785) 7421° 31.504072° 42.316
25.0416:30ONO44013356G F4,5(9859) 7820° 55.609072° 01.182
26.0408:30ONO54015055G F2,8(9937) 3521° 38.310 072° 22.545
27.0418:30ONO52016Ankern
29.0412:30ONO54016angelegt in South Side Marina
02.0518:40ONO31010120G M3,5(9984)21° 35.215072° 04.965
03.0512:40ONO44012140G F5,0(10011) 2721° 02.011071° 20.415
04.0517:40ONO44011120G F3,7(10095) 8420° 03.532070° 12.429
05.0513:00ONO32014113G M3,3(10167) 7219° 32.005069° 28.344
06.0510:45ONO56014293GFM4,718° 56.538 068° 35.854
06.0519:00angelegt