Mindelo (Kap Verde)

23.11.2023 Puerto Rico Richtung Mindelo (Kap Verde)

Den Liegeplat musste ich heute um 12 Uhr verlassen. Aus Sicherheitsgründen habe ich noch ein paar Liter Diesel getankt. Über den Preis von 1,26 € kann man nicht meckern. Für die Einheimischen ist er dennoch zu teuer. SÖ von der Insel weht ein Südwind mit bis zu 5 bft. der mich mit raumen Wind, und nur unter Segel, Richtung Kap Verde bringt. Unter Maschine brauche ich noch ca. 4 Stunden, bis ich diesen erreiche. Die gesamte Distanz beträgt ca. 840 sm.

Tschöö Gran Canaria

Auf dem halben Weg nach Kap Verde schalte ich das AIS und den elektronischen Radarreflektor aus. Damit sind eine Verfolgung der Sealady über „Vesselfinder“, „Marinetraffic“ usw. und über Radar nicht mehr möglich. Es ist ja nicht nötig, das Schiff für nicht so ganz sichere Gebiete, frühzeitig anzumelden. Somit ist die Sealady nur noch visuell auszumachen. Ein Schiff ist erst ab 3,5 sm am Horizont zu erkennen, das ist sehr gering und für diese Situation optimal. Da sich auf dieser Route sehr wenig Schiffe befinden, fast nur Segelschiffe in der gleichen Richtung, ist es kein Problem die wichtigsten Sicherheitssysteme abzuschalten. Bei Gegenverkehr durch die Berufsschifffahrt, wir diese vom Radar erkannt und es wird akustisch gewarnt.
Die Verfolgung oder das Tracking der Sealady bleibt auf dieser URL wie gewohnt bestehen. Der Unterschied zum AIS ersteht darin, das die Aufzeichnung der Positionsdaten über das Internet an die URL übergeben werden und auch nur hier sichtbar sind. Beim AIS hingegen werden die Daten an spezielle Satelliten übermittelt und sind für jeden sichtbar.

24.11.2023 Seit gestern sind mir 6 Schiffe begegnet: 3 Fischereifahrzeuge, 2 Segelyachten und 1 Frachter. Der Atlantik ist anscheinend zu klein, denn der Frachter kam mit Kollusionskurs auf mich zu.

Zu dieser Situation ein kleiner Exkurs zum Seerecht. Für den Frachter gilt: Regel 18: Maschinenfahrzeug muss Segelfahrzeug ausweichen. Regel 16: Maßnahme des Ausweichpflichtigen – frühzeitig, durchgreifend, gut klarhalten. Für die Sealady gilt: Regel 17: Maßnahmen des Kurshalters a) Kurs u. Geschwindigkeit beibehalten, b) Ausweichpflicht im Nahbereich, c) dann nicht nach Bb wenn Gegner an Bb. Für den Fracher und der Sealady gelten: Regel 7: Prüfung möglicher Kollusionsgfahren a) im Zweifel annehmen, b) vorhandenes Radargerät benutzen, c) keine Schlüsse aus unzulänglichen Informationen ziehen, d) Zusammenstoß annehmen bei stehender Peilung. Regel 8: Manöver zur Kollisionvermeidung: a) rechtzeitig u. entschlossen, b) eindeutig u. gut erkennbar, c) Nahbereich vermeiden, d) Ausweichmanöver mit sicherem Passierabstand, e) Fahrt verlangsamen u. U. stoppen oder rückwärtsfahren, f) Verpflichtung für alle Beteiligten.

Das Frachtschiff hat seine Pflichten nicht wahrgenommen und mir die meinigen überlassen.

1 – 3. Tag: Die Anzahl der Begegnungen mit anderen Schiffen hat sich drastisch verringert. Visuell sehe ich am Horizont ich 1 Schiff am Tag. Die Wettervorhersage weicht ein wenig von der Realität ab. Angekündigt wurde die Windstärken 3 – 4 bft., vorhanden sind nur 1 – 2. Zum Segeln reicht es nicht aus, daher wird mit Maschine die Weiterfahrt unterstützt.

4. Tag: Ab dem 26.11, mit einsetzen der Dunkelheit, erreichte der Wind 4 bft (18 kn). Die Fahrt wurde um mindestens 1 kn schneller. Parallel dazu erhöhte sich auch der Wellengang. Wind von hinten und die Welle von hinten, lassen das Schiff wie eine Ente von hinten aussehen. Umgangssprachlich wird dieser Kurs auch als Kotzkurs bezeichnet. Was anfangs noch gefühlt ungewohnt war, entwickelte sich nach ein paar Stunden zur Normalität.

5. Tag: der fünfte Tag war optimal zum Segeln, 3 bft, Sonne und keine Wolken. Ab 18 Uhr verlor der Wind an Stärke und sank auf 2 bft. Dem Absinken des Luftdrucks um 2 hPA von innerhalb 6 Stunden, sollte man Aufmerksamkeit schenken, die Messung um 24:00 steht an.
Ab letzter Nacht befindet sich ein Segelschiff „UMTALI OF ALDEBURGH“ in unmittelbarer Nähe, ca 2 – 3 sm.

6. Tag: Die Windstärke fällt auf 2 bft. ab, also Segeln mit Unterstützung durch Maschinen bei kleiner Drehzahl. So komme ich mit durchschnittlich 5 kn gut voran.

7. Tag: Die steigende Tendenz des Luftdrucks um 3 hPa, macht sich durch klarem Himmel und durch mehr Windgeschwindigkeiten bemerkbar. Ein Tiefdruckgebiet über den Azoren saugt auch von hier Luft an, was dazu führt, das ich momentan Amwindkurs fahre. Der Wind kommt nicht wie gewohnt von hinten, sondern von vorn. Eine Kursänderung ist derzeit nicht notwendig, er führt noch direkt nach Mindelo. Ab 13:00 sind die ersten Fischereiboote auf dem AIS-Display. Das bedeutet für heute Nacht, ein Auge für diese Schiffe aufzubehalten.

8. Tag: Ankunft in Mindelo. In der Bucht kurz vor dem Hafen, musste ich das Schiff klar machen: Segel bergen, Fender aushängen und die Festmacherleinen bereit legen. Ich war noch nicht fertig, da ein Schlauchboot mit 2 Marineros angefahren. Sie erkannten die Sealady und boten den Hafenservice an: 1 Marinero kam an Bord, um beim Festmachen der Moring zu helfen, der andere fuhr mit dem Dingi voraus, um den Weg zur Box oder Ponton zu zeigen. Das ist ein absoluter Top-Service. Die Anmeldung erfolgte danach beim Hafenmeister.Generell möchten die Häfen zuerst per Funk angesprochen werden, dann legt man an der Tankstelle an, es erfolgt die Anmeldung beim Hafenmeister und erst dann wird die Anlegestelle mitgeteilt.

Da ich mich außerhalb europäischer Gewässer befinde, muss ich hier einklarieren. Das bedeutet, bei der Immigration-Behörde den Stempel im Reisepass abholen und beim Zoll das Schiff anmelden. In diesen Behörden könnte ein deutscher Beamter niemals seinen Job ausüben. Die Wege zu den Behörden ähneln denen einer Baustelle und die Büroräume enthielten Mobiliar mit Secondhand Character.

Beim Verlassen des Hafens wird man direkt von Einheimischen angesprochen: „You have a little job for me” oder “I’am Antonio, I saw you last night, what do you need”. Nur nicht stehen bleiben, schnell Danke sagen und unbeirrbar weitergehen. Entsteht der Verdacht der Unkenntnis, ist es schwierig die Jungs loszuwerden. Im Extremfall, Handy nehmen und sagen das man die Polizei anruft. In die Marina trauen sich die Einheimischen nicht rein. Hier in Mindelo gibt es kaum Touristen, nur die aus der Marina. Die Obrigkeit in Form von Polizei und Militärpolizei sind hier sehr präsent und sorgen somit für ein Gefühl der Sicherheit.

Die Hälfte der Segelyachten führen die französische Flagge. Ansonsten ist hier Europa gut vertreten.

DatumZeithPaKaKSOGTWSBreitengradLängengrad sm s. T.sm ges.
24.1112:000202365.23 – 1226° 25.124 N016° 21.035 W96964222
24.1118:000172325.32 – 1226° 06.431 N016° 40.972 W261224248
25.1100:050182024,32 – 1225° 48.743 N017° 03.184 W271494275
25.1111:000172025,33 – 1325° 14.260 N017° 36.944 W481974323
25.1117:000152075,13 – 1324° 45.198 N 017° 49.650 W322294356
26.1109:000152185,12 – 823° 47.060 N018° 41.174 W733024429
26.1116:000152214,52 – 1023° 18.869 N019° 03.289 W363384465
27.1101:000172235,38 – 1622° 52.808 N019° 32.185 W393774504
27.1108:000172254,62 – 1122° 29.638 N019° 57.537 W334104537
27.1118:000152285,16 – 1621° 57.126 N020° 30.416 W464834583
28.1112:000162215,27 – 1420° 56.482 N021° 22.898 W825384665
28.1118:000142194,13 – 920° 34.644 N021° 42.135 W295674694
29.1108:000142324,13 – 819° 52.385 N022° 22.337 W586254752
29.1118:000122235,22 – 519° 15.886 N022° 55.666 W486734800
30.11.10:000152255,04 – 918° 20.665 N023° 45.425 W 717444871
30.1119:000132255,04 – 1017° 47.651 N024° 14.854 W 467904917
01.1209:300132235,36 – 1616° 53.208 N024° 59.483 W728624989
Aufzeichnung der Strecke zwischen Gran Canaria und Kap Verde (direkte Entfernung 860 sm).
hPa: Hektopascal; KaK: Kurs auf Karte; SOG: Speed oder Ground (kn pro Std. lt GPS); TWS: True Wind Speed (wahrer Wind), sm: Seemeilen (1,852 km) pro Zeitabschnitt, Trip und gesamt

04.12.2023 Mindelo (Kap Verde) Richtung Karibik

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